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Ins Müntschemiergasse 7

Ein würdiger Rahmen – Albert Ankers Kunststätte

Mit dem Umbau des Anker-Hauses und dem Neubau des Kunstpavillons ermöglicht das Centre Albert Anker in Ins, das kulturhistorisch einzigartige Erbe des international tätigen und bekannten Schweizer Malers im Kontext seiner Zeit zu erleben.

Im ehemaligen Tenn des Künstlerhauses ist das neue Empfangszentrum untergebracht (Foto: Alexander Jaquemet).

Das «Anker-Haus» an der Müntschemiergasse 7 ist das Geburtshaus von Albert Anker. Sein Grossvater, Tierarzt Rudolf Anker (1750–1817), liess 1803 das hölzerne Bauernhaus errichten. Sein Sohn Samuel Anker (1790–1860) baute im Erdgeschoss zwei weitere Stuben ein, wobei das nördliche Zimmer später zum ersten Atelier von Albert Anker wurde. Nach dem Tod von Samuel Anker ging der Besitz an dessen Sohn Albert Anker, der unter dem Dach ein Atelier einrichten liess, das er nach seiner Rückkehr aus Paris 1890 noch vergrösserte. Das historische Haus blieb nach dem Tod von Albert Anker während sieben Generationen im Besitz der Familie, welche das Erbe mitsamt der Innenausstattung in weitestgehend originalem Zustand beliess und pflegte. Seit 1994 gehört es der Stiftung Albert Anker-Haus Ins.

Umbau des historischen Künstlerhauses

Mit dem Projekt «Vom Ankerhaus zum Centre Albert Anker» setzte sich die Stiftung zum Ziel, das Anker-Haus als einmaliges Zeitdokument zu erhalten und seine Infrastruktur heutigen Standards anzupassen. Zudem soll Ankers Kunst und Wirkungsstätte einem interessierten Publikum didaktisch vermittelt werden.

Die Anpassungen an die neuen Anforderungen erfolgten primär im Ökonomieteil, im ehemaligen Ofen- und Waschhaus und im Schweinestall. Der historischen Wohnung und dem Künstleratelier wurden die Authentizität und der Zauber des 19. Jahrhunderts belassen. Die bereits bestehende Wohnung im ehemaligen Ofenhaus-Anbau wurde ausgebaut und modernisiert, sie steht heute dem technischen Verantwortlichen zur Verfügung.

Im ehemaligen Ökonomieteil mit Tenn und Stall ist das neue Empfangszentrum mit einer Empfangstheke und einem Vermittlungsraum untergebracht – das neue Herzstück des Centre Albert Anker. In den verschiedenen Bühnen- und Dachräumen wurde nebst einem informativen multimedialen Rundgang zum Leben und Wirken des Künstlers auch eine neue Verbindung zum historischen Atelier geschaffen. Die Dauerausstellung im ungeheizten Dachraum des Albert Anker-Hauses musste Rücksicht auf die saisonalen und klimatischen Verhältnisse nehmen. Die Materialien und die Installationen sind auf diesen Umstand ausgelegt.

Revival der traditionellen Handwerksweise

Der Einbau der neuen Räume und Anforderungen erfolgten mit Respekt vor dem historischen Bestand. Wo notwendig wurde die bestehende Substanz geflickt und in der gleichen traditionellen Handwerksweise wie früher wiederhergestellt. Auch der Stampflehmboden, welcher 1803 mit einem Tanzfest verdichtet wurde, stellte man in gleicher Weise wieder her.

Das Stampfen übernahm dieses Mal eine Gruppe von Freunden Albert Ankers von jung bis alt, welche zu Musik tanzend den Lehm verdichteten. Die neuen Ausstellungsbauten sind wie ein Möbel in den historischen Dachraum eingesetzt. Sie sind bewusst als klare, moderne Elemente eingefügt worden, um einen Dialog zwischen den verschiedenen Zeiten zu ermöglichen.

Dialog zwischen Tradition und Innovation: Der neue Kunstpavillon

Für die sichere Aufbewahrung und museale Präsentation der wertvollen Kunst- und Kulturgüter wurde im Nordostteil des Gartens ein Neubau in Vollholz errichtet. Mit seiner zeitgenössischen Architektursprache entstand somit zwischen dem historischen Anker-Haus und dem Neubau ein vielschichtiger Austausch zwischen Tradition und Innovation – einer der Gründe für die Auszeichnung 2024 mit dem Prix Lignum Region Mitte.

Kern des Kunstpavillons bildet der Hauptraum im Erdgeschoss, welcher durch eine Vollholzhülle ohne Wärmedämmung umschlossen wird. Die Eigenschaften des massiven Holzes schaffen ein konstantes Klima und reduzieren den Bedarf an Energie auf ein Minimum. Die umlaufende Laube schützt die Schatzkammer vor den Witterungseinflüssen und ist ein wichtiger Übergangsraum vom Garten in das Gebäude. Der Kunstpavillon ist von klarer, schlichter Eleganz, nachhaltig und energieschonend. Auch der Innenraum wird geprägt durch unbehandeltes Eichenholz, kombiniert mit den dunklen, zurückhaltenden Flächen zur Schaffung einer ruhigen Ausstellungsatmosphäre.

Lagervorrichtungen mit Schubladen, Präsentationsnischen und Oberschränken sowie Gitterwände für eine flexible und einfache Hängung der Exponate schaffen einen multifunktionalen Raum unter besten musealen Bedingungen.
 

Philosophie und Ausstellungskonzept des Centre Albert Anker

Das Centre Albert Anker vermittelt ein umfassendes Bild des künstlerischen und kulturellen Wirkens Albert Ankers (1831–1910) im Umfeld des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Es ermöglicht eine nahe Begegnung mit dem Künstler, seiner Zeit, seinem Lebensraum und mit noch meist unbekannten Werken, Dokumenten und Objekten.

Die Dauerausstellung ist thematisch in drei Ebenen aufgeteilt. Die erste Ebene zeigt Albert Anker und seine Familie sowie seine Einbettung in Ins. Die zweite Ebene über dem Tenn porträtiert den weltoffenen und kosmopolitischen Anker, welcher jahrelang zwischen Ins und Paris pendelte. Auf der dritten Ebene können die unterschiedlichen Interessen des Künstlers entdeckt werden. Von Bildung über Geschichte und Technik bis Politik ist Albert Anker ein vielseitig gebildeter und engagierterer Mensch in seiner Zeit.

In den jährlich stattfindenden Wechselausstellungen im Kunstpavillon können thematische Nischen aus der Dauerausstellung inhaltlich vertieft werden. Originalwerke und -dokumente aus der Stiftungssammlung werden dann den Besuchenden präsentiert.

  • www.centrealbertanker.ch

Massnahmen

Umbau des Wohn- und Atelierhauses in ein Kunst- und Besucherzentrum, Erstellung Kunstpavillon, 2021– 2024

Bauherrschaft: Stiftung Albert Anker-Haus Ins

Architekt: Atelier Marcel Hegg, Biel/Bienne

Baufachleute (denkmalpflegerische Massnahmen): Truberholz AG, Trub (Holzbau Neubau); Zimmerei Hirschi AG, Trub (Holzbau Umbau); Burla AG, Murten (Steinmetzarbeiten und historische Putze); Brouwer Holzbau & Immobilien GmbH, Safnern (Dach Ankerhaus); Hans-Jörg Gerber, Nidau (Oberflächenrestaurator)

Denkmalpflege: Michèle Bless

Unterschutzstellung: Kanton 1977, Bund 1977

Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)

Das Baudenkmal in Kürze

Ehemaliges Wohnhaus von 1803 der Tierarztfamilie Anker, ab 1859 Künstlerhaus von Albert Anker (1831–1910), Kunstpavillon von 2022

Der beeindruckende Ständerbau in der Typologie eines seeländischen Bauernhauses mit Wohn- und Ökonomieteil ist ein vorzüglich erhaltenes ländliches Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Von 1859 bis 1910 diente es mit dem im Dachraum eingebauten Atelier als Wohn- und Wirkungsstätte des berühmten Schweizer Malers Albert Anker. Die Innenaufteilung des Wohnhauses und die Innenausstattung sind in weitgehend originalem Zustand erhalten geblieben. Der 2022 neu errichtete Kunstpavillon als Ort der Konservierung und Ausstellung der Stiftungssammlung wurde 2024 mit dem Prix Lignum Region Mitte ausgezeichnet.

Text: Daniela Schneuwly-Poffet, Markus Hegg

Fotos: Alexander Jaquemet

 

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