Das «Kreuz» in Herzogenbuchsee ist das historische Hotel des Jahres 2025
Das Hotel Kreuz in Herzogenbuchsee erhält den ICOMOS-Preis «Historisches Hotel des Jahres 2025». Damit würdigt die Jury die umfassenden und fachgerechten Anstrengungen, die in die Restaurierung und Instandhaltung dieses ehrwürdigen Betriebs eingeflossen sind.
Die Sanierung ab 2016 erfolgte mit viel Fingerspitzengefühl. Besonders grosse Sorgfalt legte man auf die Restaurierung alter Elemente wie Türen und Parkettböden. Das Dach blieb im Originalzustand erhalten. Gleichzeitig brachte man das Gebäude auf den Komfortstandard des 21. Jahrhunderts. Die Geschichte des Gasthofs ist überall im Betrieb erlebbar.
Erste alkoholfreie Gaststätte der Schweiz
Der 1787 erbaute Gasthof steht über einem Terrassensockel und beeindruckt durch seine harmonisch komponierte barocke Fassade mit sorgfältig behauenem Bauschmuck. 1890 kam das Gebäude in den Besitz des Frauenvereins. Als erste alkoholfreie Gaststätte der Schweiz entwickelte sich das Lokal zu einem sozialen und kulturellen Zentrum. 1914 liess der Frauenverein den Ökonomieteil abbrechen und an dessen Stelle einen neuen Trakt für den Betrieb einer Haushaltungsschule errichten.
2010 löste die Schliessung eine Welle der Solidarität in der Bevölkerung aus. Zwar lehnte die Gemeinde 2013 eine teure Sanierung ab, unterstützte jedoch später den Verkauf des Gasthofs und das Konzept des Projektteams Kreuz.
Gaststätten mit besonderem Gespür für das Kulturerbe
Die Auszeichnungen «Historisches Hotel des Jahres» und «Historisches Restaurant des Jahres» werden seit 1997 von ICOMOS Schweiz in Zusammenarbeit mit HotellerieSuisse, GastroSuisse und Schweiz Tourismus an Betriebe in denkmalgeschützten Liegenschaften vergeben. Nebst den Grundsätzen im Umgang mit der historischen Bausubstanz und Ausstattung beurteilt die Jury auch die Unternehmensphilosophie, die das historische Erbe mit einbezieht und vermittelt.
ICOMOS Auszeichnung historisches Hotel / Restaurant der Schweiz 2025
Reportage Spezialpreis des Kantons Bern 2018
Das Baudenkmal in Kürze
Gasthof Kreuz, erbaut 1787, Anbau 1914
Der Gasthof – ein Barockbau mit bewegter Geschichte – wurde unter dem Wirt Johann Jakob Scheidegger und seiner Ehefrau Anna Friedli 1787 völlig neu erbaut. Das dreistöckige Gebäude mit angebautem, stattlichem Ökonomieteil steht über einem Terrassensockel und beeindruckt durch seine harmonisch komponierte Hauptfassade mit sorgfältig behauenem Bauschmuck aus Solothurner Kalkstein. Über dem Eingangsportal rahmen zwei Voluten die Bauherreninschrift samt Wappen, darüber prangt das Wirthausemblem, ein weisses Kreuz auf rotem Grund. Zum Gasthof gehört das rückseitig angeordnete ehemalige Waschhaus mit Speicher, ebenfalls um 1787 erbaut. Ende des 19. Jahrhunderts richtete der Frauenverein unter Amelie Moser-Moser im «Kreuz» ein alkoholfreies Speiserestaurant ein. 1914 liess der Frauenverein den Ökonomieteil abbrechen und an dessen Stelle durch den Architekten Hector Egger einen neuen Trakt für den Betrieb einer Haushaltungsschule errichten. Im Gebäude sind die Spuren unterschiedlicher Zeiten erlebbar – ergänzt mit der Spur, die bei der Sanierung 2017 gelegt wurde. Zusammen mit dem Hotel Sonne (Zürichstrasse 2) verleiht das Kreuz der Kirchgasse einen herrschaftlichen, kulturhistorisch bedeutenden Charakter.
Text: Icomos Schweiz, Nicolas Jacot
Fotos: Martine Jaquet, René Koelliker, Verena Menz
Fachwerk 2024