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Tramelan Rue du Pont 21

In drei Monaten unter Dach gebracht

Am 12. Juli 1919 wurde der Grundstein der Turnhalle von Tramelan gelegt – nur drei Monate später stand sie unter Dach. Das Gebäude bot Platz für Feuerwehrgeräte, Versammlungsräume, eine Turnhalle und eine Hausmeisterwohnung.

Das mächtige Gebäude besticht durch seinen voluminösen Baukörper und die vielfältige Nutzung (Foto: Dominique Plüss).

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewannen körperliche Betätigung und Gymnastik zunehmend an Bedeutung. Auch der Turnverein von Tramelan-Dessous wuchs stetig und benötigte rasch eigene Räumlichkeiten. Am 9. März 1918 beantragte die Gemeindeversammlung von Tramelan-Dessous – das bis September 1950 von Tramelan-Dessus getrennt war – einen Kredit von 40'000 Franken für den Bau einer Turnhalle. Doch diese erste Finanzierung reichte nicht aus, um das ehrgeizige Projekt zu realisieren. Daher wurde am 19. März 1918 über eine zusätzliche Summe in gleicher Höhe abgestimmt, die mit 116 zu 96 Stimmen genehmigt wurde.

Bereits im folgenden Jahr begannen die Bauarbeiten nach den Plänen des Architekten Félix Damia. Nur wenige Monaten später war das Gebäude unter Dach. Am 25. Oktober 1919 wurde das traditionelle Aufrichtefest gefeiert – im Beisein von Behörden, Baukommission, Unternehmern und Arbeitern.

Ein beeindruckendes Gebäude

Das grosszügige Bauwerk beeindruckt durch seine Grösse und seine vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten. Das Sockelgeschoss aus Naturstein diente als Lager für die Feuerwehrgeräte. Im Erdgeschoss befand sich die sieben Meter hohe Turnhalle mit einem Boden und einer Decke aus Stahlbeton. Das Obergeschoss beherbergte drei Versammlungsräume sowie die Hausmeisterwohnung.

Die feierliche Einweihung fand am 27. November 1920 statt. Die massiv überschrittenen Baukosten sorgten für Unmut: Statt der ursprünglich veranschlagten Summe beliefen sich die endgültigen Kosten auf 320'498 Franken.

Eine neue Zukunft

Seit 1952 gehört das Gebäude der neu gegründeten Gemeinde Tramelan und wurde seither auch von den Schulen genutzt. Mit der Eröffnung der neuen Sportanlagen von La Marelle 1988 entfiel diese Nutzung jedoch, sodass eine neue Bestimmung für das Gebäude nötig wurde.

Auf der Suche nach einer zukunftsweisenden Lösung schrieb die Gemeinde Tramelan im Dezember 2021 einen Ideenwettbewerb aus. Die Gewinner, Loïc Châtelain und Dorian Bühler, schlagen vor, das ehrwürdige Gebäude in ein «Maison du peuple» – ein Volkshaus – umzuwandeln. Geplant sind eine Brauerei, einen Mehrzwecksaal, eine Markthalle und Coworking-Spaces. Nun läuft die Suche nach Investoren, die mithelfen, das Projekt umzusetzen...

Massnahmen

Dachsanierung, 2021–2022

Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Tramelan

Architekten: Arc architecture, Tramelan

Restaurator: Roland von Gunten, Renan

Baufachleute: Oppliger-bois Sàrl, Saint-Imier

Denkmalpflege: Michèle Bless

Unterschutzstellung: Kanton 2021

Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)

Das Baudenkmal in Kürze

Turnhalle von 1919

Das imposante historistische Gebäude besticht durch seinen voluminösen Baukörper unter Walmdach. Die Längsfassaden werden von grossen Quergiebeln mit Ründe geprägt, der westseitig angefügte Turm mit Firstspitze beherbergt das Treppenhaus. An der ostseitigen Stirnfassade mit Schweifgiebel führt eine breite Treppe zum Haupteingang der Turnhalle, der durch ein ausladendes Vordach geschützt ist. Das Dach ist mit Ziegeln bedeckt, die Fassaden sind in grobem beigem Putz gehalten. Das Sockelgeschoss besteht aus rustikal bearbeiteten, regelmässig gefügten Kalksteinquadern. Fenster- und Türeinfassungen sowie Dekorelemente bestehen ebenfalls aus naturbelassenem, behauenem und profiliertem Kalkstein. Nordseitig begrenzt eine Stützmauer aus Kalkstein das Gelände zur Strasse hin.

  • Bauinventar online

Die Turnhalle nach der Restaurierung (Foto: Gemeinde Tramelan).

Text: René Koelliker

Fotos: Commune de Tramelan, Mémoires d'Ici, Dominique Plüss

Fachwerk 2024

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