Sehen und gesehen werden
Im Hotel Belvédère wurden die Salons der Belle Époque sorgfältig restauriert. Das historische Dekor blieb erhalten oder wurde rekonstruiert, moderne Technik konnte dezent integriert werden und einen Damensalon gestaltete man zur stilvollen Bar um.

Zur Zeit der Belle Époque waren stilvolle Salons ein wichtiger Bestandteil eines Grandhotels. Sie dienten als Ort der Entspannung, Begegnung und Repräsentation. Im Hotel Belvédère wurden diese Räume im Erdgeschoss untersucht und restauriert. Die Freilegung der Farb- und Putzschichten brachte das ursprüngliche Dekor der Wände zum Vorschein, welches sich an den Veröffentlichungen des Verlegers Julius Hoffmann, Stuttgart (1864–1932), orientierte. Auch die Apsis im Speisesaal erhielt ihre historischen Motive zurück.
Holzvertäfelungen, Wandbespannungen und Möbel wurden behutsam gereinigt und restauriert. Moderne technische Einrichtungen wie Brandschutztüren integrierte man diskret. Im Empfangsbereich restaurierte man den Kamin und das Treppenhaus. Ein ehemaliger Salon, vermutlich ehemals der Damensalon, dient heute als Bar im Jugendstil-Ambiente. Alle Aufenthaltsbereiche im Erdgeschoss wurden mit zeitgenössischem Mobiliar ausgestattet. Das Hotel ist ein wertvoller Zeuge der touristischen und architektonischen Geschichte der Schweiz und erzählt auch künftigen Generationen von der grossen Zeit des Alpentourismus.
Massnahmen
Lauterbrunnen/Wengen, Gruebiweidli 1440e
Restaurierung und Umbau Hotel Belvédère, 2022–2025
Bauherrschaft: Baumier Hotels, Challes Les Eaux, France
Architekten: Clavien & Associés, Genf; complete Works, Genf
Restauratoren: Alice Marthaler, Bern; Fischer & Partner AG Restauratoren, Bern
Baufachleute (denkmalpflegerische Massnahmen): A. Hauser SA, Moutier; Bibler Sàrl, Bressaucourt
Denkmalpflege: Stefan Moser
Unterschutzstellung: Kanton 1988, Bund 1989
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Das Baudenkmal in Kürze
Hotel Belvédère von 1916
Das ehemalige Grand Hotel «Belvédère» ist ein beeindruckender Putzbau unter Mansartwalmdach. Das für die Region einmalige Heimatstilhotel ist das Werk eines bekannten Architekten, nämlich Alfred Lanzrein, Thun. Der Bau weist viele dekorative Jugendstilelemente auf, markante Erker und vorspringende «bay windows» nach britischem Vorbild prägen das Sockelgeschoss. Im Erdgeschoss ist die Jugendstileinrichtung mit Täfer, Türen, Leuchten, Cheminée und Empfangspult nahezu vollständig erhalten. Sichtbare Veränderungen sind ein später verschlossener Laubengang, jüngere Dachaufbauten und ein Anbau auf der Südwestseite.
Blick in den Speisesaal (Foto: Lucas Dutertry).
Die Apsis im Speisesaal erhielt ihre historischen Motive durch die Freilegung der Farb- und Putzschichten zurück (Foto: Lucas Dutertry).
Das Jugendstildekor wurde behutsam gereinigt und restauriert (Foto: Lucas Dutertry).
Text: René Koelliker
Fotos: Lucas Dutertry
Fachwerk 2025