Rückkehr zum ursprünglichen Konzept
Nach einem Brandschaden bot sich die Chance, das ursprüngliche Gestaltungskonzept der bauzeitlichen Decke in der Marienkirche wiederherzustellen und zugleich moderne Anforderungen an Akustik und Nachhaltigkeit zu erfüllen.

Das Zelt – eine Reminiszenz an den Tempel während der Wüstenwanderung, auch Sinnbild des Menschen – diente dem Architekten Alois Moser als Vorbild für die Decke der Marienkirche. Auf den bauzeitlichen Bildern ist eine filigrane Betonstruktur, ein Skelettbau getragen von Rundstützen, erkennbar. Dazwischen weisse und taubenblaue, Stoff imitierende Profilleisten und vermutlich weisse Füllungen.
Die Decke genügte den Anforderungen an die Akustik einer Kirche wohl bereits zu Beginn nicht. Entsprechend wurde schon früh eine neue Untersicht eingebaut. Das Konzept von Alois Moser wurde damit verwischt und war nicht mehr nachvollziehbar.
Am 28. Dezember 2022 kam es in der Kirche zu einem Glimmbrand. Aufgrund des Schadens durch den Russ musste die Decke erneuert werden. Der auf den ersten Blick widrige Umstand bot die Gelegenheit, die ursprüngliche Idee des Architekten wieder zum Ausdruck zu bringen und gleichzeitig die heutigen Anforderungen an Akustik und Nachhaltigkeit zu erfüllen. Nach dem Glockenturm, dessen Sanierung kurz vor dem Brand abgeschlossen wurde, ist damit auch der Kirchenraum wieder dauerhaft instandgesetzt.
Massnahmen
Sanierung Decke nach Brand, 2023/24, Sanierung Glockenturm, 2020–2023
Bauherrschaft: Römisch-Katholische Kirchenstiftung Oberaargau
Restauratoren: Roger Tinguely, Steffisburg
Handwerker: Hector Egger Holzbau AG, Langenthal (Deckenverkleidung); JäggiPagani AG, Langenthal (Malerarbeiten); Rüetschi AG, Aarau (Uhr- und Läutwerk); A. Meyer Bedachungen / Fassaden, Langenthal (Sanierung Flachdach Glockenturm); Betosan AG, Ostermundigen (Sanierung Glockenturm)
Denkmalpflege: David Spring
Unterschutzstellung: Kanton 2023/24
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Das Baudenkmal in Kürze
Römisch-katholische Marienkirche und Glockenturm von 1953/54
Zusammen mit dem freistehenden Glockenturm, der Sakristei, dem Pfarrhaus sowie dem gepflästerten Vorplatz und dem umgebenden Grüngürtel ist die Kirche ein eindrückliches Ensemble der Nachkriegszeit. Es handelt sich um einen Skelettbau, getragen von schlanken Rundstützen, mit einem gestreckt achteckigen Grundriss und einem Zeltdach, das den hallenartigen Innenraum überspannt. Die Wände, respektive Wandstreifen bestehen aus vorfabrizierten filigranen, verglasten Betonelementen, die für eine ausgiebige, effektvolle Beleuchtung des Raums sorgen. Elemente mit gleicher Musterung finden sind auch an der Empore und am Turm. Bemerkenswert sind die Glasmalereien von Willi Helbling, darunter eine Darstellung Marias, sowie Statuetten von Franziskus und Michael von Hans von Matt.
- Der Skelettbau mit einem gestreckt achteckigen Grundriss wird von schlanken Rundstützen getragen (Foto: Matthias Schneider).
- Das Zelt diente dem Architekten Alois Moser als Vorbild für die Decke der Marienkirche (Foto: Matthias Schneider).
- Die Wände bestehen aus vorfabrizierten filigranen, verglasten Betonelementen, die für eine effektvolle Beleuchtung des Raums sorgen (Foto: Matthias Schneider).
Text: David Spring
Fotos: Markus Schneider
Fachwerk 2024