Eine neue Krone für Huttwil
Der mächtige Riegbau entstand 1750 als grossbäuerliches Wohnhaus. Diesem war ein kleiner Badebetrieb angegliedert. 1835 wurde die Tavernenwirtschaft zur Krone hierher verlegt. Beim Umbau von 2023 bis 2025 wurde die historische Ausstattung aus verschiedenen Epochen sorgfältig restauriert.

Die «Krone» ist ein Blickfang an der Bahnhofstrasse: Ihr grosses Dach fällt sofort ins Auge – nicht nur durch die neue Solaranlage. Es setzt sich mit seiner spätbarocken Form auch von der viel jüngeren Bebauung der Bahnhofstrasse ab. Errichtet wurde das grossbäuerliche Wohnhaus um 1750. Es war damals zur alten Verbindungsstrasse im Norden (heutige Schultheissenstrasse) ausgerichtet, während der Blick nach Süden in die offene Landschaft fiel.
Dem Gebäude wurde 1761 ein Badebetrieb angegliedert, der später abgetrennt und zum «Schultheissenbad» wurde. Nachdem 1834 ein Grossbrand die «Krone» im Städtchen verwüstet hatte, wurde das Tavernenrecht auf das Gebäude an der Schultheissenstrasse übertragen. Seither diente es als Gasthof. Mit der Schliessung 2022 schien das Ende des Traditionslokals besiegelt. Doch dank der Initiative der neuen Eigentümerschaft wird die «Krone» nach dem Umbau als Hotel und Restaurant weitergeführt.
Geschichte ans Tageslicht geholt
Anlässlich des jüngsten Umbaus wurden das Gebäude und seine Geschichte erforscht. Teile des Kellers stammen vermutlich von einem kleineren Vorgängerbau. Eine dendrochronologische Untersuchung (Jahrringanalyse) des Holzes von Riegkonstruktion und Dach ergab eine Bauzeit um 1750. Die Untersuchung der Inschrift an der Nordfassade bestätigte diesen Befund. Weitere Untersuchungen zeigten, dass das Innere und die Fassaden zwischen 1800 und 1825 umfassend umgebaut wurden. Grössere Renovierungen fanden zudem vor 1909 (mit dem Neubau des Saales) und 1923 (mit der Neueinrichtung der Gaststube) statt.
Nach dem Umbau von 2023 bis 2025 befinden sich im Erdgeschoss das Restaurant und die Küche, während die Hotelzimmer im Ober- und im Dachgeschoss untergebracht sind. Die Haustechnik wurde grundlegend erneuert. Besondere Sorgfalt legte man auf die Restaurierung der historischen Ausstattung aus verschiedenen Epochen. Die Täfer wurden an die Innendämmung angepasst und die historischen Fenster aufgerüstet.
Edles Grau und alte Strukturen
Das Äussere des Gebäudes zeigt sich heute zur Bahnhofstrasse hin in Grautönen, ähnlich wie zur Zeit des ersten Umbaus. Damals diente Grau als Veredelung und imitierte Steinbauten. An der Nordfassade wurde die Fassung mit braunrotem Holzwerk, die wohl aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt, erneuert.
Schriftquellen beschreiben das Gebäude kurz vor Einrichtung der Taverne als «ein wohlgebautes Wohnhaus mit sehr vielen Zimmern». Das Rückgrat der inneren Struktur bildet noch heute der Korridor, der das Gebäude rechtwinklig zum First durchquert. Ursprünglich existierten nördlich davon je drei Kammern im Erd- und im Obergeschoss. An deren Stelle befindet sich im Erdgeschoss seit spätestens 1923 die Gaststube. Das damals neu eingebaute Interieur ist nahezu vollständig erhalten.
Vom Windfang aus gelangt man ins Säli im Südosten, das im frühen 19. Jahrhundert aus zwei kleinen Kammern entstanden ist. Das Deckentäfer mit dem abgetreppten Profil stammt aus der Umbauzeit; an der Wand wurde ein älteres Täfer angepasst.
Neue Einrichtung im Ambiente der Erbauungszeit
Im Obergeschoss ist der ursprüngliche Grundriss mit T-förmigem Korridor noch erhalten. Die Treppe befand sich ehemals im südlichen Korridorarm. Ursprünglich waren die Kammern sehr einfach ausgestattet, nur der östlichste Raum über der Gaststube war bereits zur Bauzeit getäfert. Die übrigen Zimmer erhielten im frühen 19. Jahrhundert ein einfaches Täfer und verschiedene Tapeten.
Im Dachraum treffen die Strukturen aus der Erbauungszeit und die neue Einrichtung stimmungsvoll aufeinander: Die Holzwand der Speicherkammern wurde versetzt und für die Abtrennung der Hotelzimmer wiederverwendet . Unter dem First hat die alte Seilwinde des Warenaufzugs einen neuen Platz gefunden.
Massnahmen
Umbau und Restaurierung, 2023–2025
Bauherrschaft: Therese und Andreas Ruch
Architekten: Niklaus Stuker, Huttwil
Restauratoren: Flavia Flückiger und Katharina Zürcher, Bern
Baufachleute (denkmalpflegerische Massnahmen): Burkhalter Malerei GmbH, Huttwil; Dubach Holzbau AG, Hüswil; Eggimann AG, Schreinerei, Wyssachen; Woodwork AG, Huttwil
Denkmalpflege: Simone Schmid, Elisabeth Schneeberger
Unterschutzstellung: Kanton 1996
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Die historischen Fenster wurden aufgerüstet und die Fassung an der Nordfassade mit braunrotem Holzwerk erneuert (Foto: Dominique Plüss).
Die Grautöne, in denen sich das Äussere des Gebäudes zeigt, dienten zur Zeit des ersten Umbaus als Veredelung und imitierten Steinbauten (Foto: Dominique Plüss).
Das Deckentäfer mit dem abgetreppten Profil im Säli der Krone stammt aus der Umbauzeit (Foto: Dominique Plüss).
Die Hotelzimmer – mit bauzeitlichem Täfer – sind im Ober- und im Dachgeschoss untergebracht (Foto: Dominique Plüss).
Das Baudenkmal in Kürze
Wohnhaus von 1750, Gasthof Krone seit 1835
Der qualitätvolle Bau mit spätbarocken und klassizistischen Elementen ist von lokalhistorischer Bedeutung. Das ostseitig benachbarte Gebäude (Bahnhofstrasse 12) entstand im frühen 20. Jahrhundert und enthielt den zur «Krone» gehörenden Saal, der 1923 in ein Lichtspieltheater umgebaut wurde. Von der «Tempelfront» des Theatereingangs sind heute noch drei Kunststeinsäulen erhalten.
Der Riegbau war bereits zur Bauzeit beidseitig mit einer Ründe ausgestattet. Die Lauben gehören teilweise noch zum originalen Bestand. Das Äussere ist auf drei Seiten grau gefasst. Die Nordfassade, die eine aufgefrischte braunrote Fassung aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigt, war ursprünglich die Hauptfront. Der Eingang in der sechsachsigen Südfassade liegt nicht ganz in der Mitte. Die profilierte Türeinfassung mit Segmentbogensturz täuscht eine Steinarchitektur vor. Das prächtige Türblatt und die Beschläge stammen wohl aus dem frühen 19. Jahrhundert. In den Ründefeldern befinden sich kleine Ovalöffnungen. Strassenseitig ist ein elegantes Wirtshausschild in Form eines stilisierten Vogels angebracht, der eine Krone im Schnabel hält. Vor dem Gebäude steht ein schöner Brunnen mit ovalem Becken und klassizistischem Brunnenstock.
1923: Lichtspieltheater mit «Burestube»
Aus der Krone erhielt Huttwil 1923 neue kulturelle Impulse: Der Musiker, Komponist, Verleger und bekannte Filmpionier Albert Roth-de Markus (1861–1927) liess den Saal der Krone zu einem Lichtspieltheater umbauen. Den Eingang dazu bildete ein Vorbau mit tempelartiger Fassade, von dem heute noch drei Säulen erhalten sind. Den Kinosaal verband Roth direkt mit der Gaststube, die – laut zeitgenössischer Werbung – als «heimelige Burestube» eingerichtet wurde. Die damalige Ausstattung ist grösstenteils erhalten. Täfer und Mobiliar wurden sorgfältig restauriert, die Fenster aufgerüstet. An der Decke kam unter mehreren Farb- und Putzschichten eine Schablonenmalerei von 1923 zum Vorschein, die auf dem neuen Anstrich originalgetreu rekonstruiert wurde.
Geschichte der Krone
| 1750 | Errichtung als grossbäuerliches Wohnhaus. Bauherr: vermutlich Johann Ulrich Blau, Kirchmeyer; Zimmermeister: Hans Horisberger aus Rohrbach. |
| 1761 | Kirchmeyer Blau erwirbt die benachbarte Badquelle. |
| zwischen 1800 und 1825 | Umfassender Umbau. Abtrennung des Bades. |
| 1835 | Jakob Andreas Blau überträgt das Tavernen-Wirtschaftsrecht von der brandgeschädigten «Krone» im Städtchen hierher. |
| 1858 | Nach mehreren Eigentümerwechseln: Kauf durch Johann Rothenbühler, ehemaliger Sonnenwirt. Ab den 1860er-Jahren diverse Umbauten. |
| vor 1909 | Unter Ernst Burkhardt Renovation des Hauses und Bau des Saals. |
| 1923 | Albert Roth-de Markus lässt eine «heimelige Burestube» einrichten und den Saal zu einem Lichtspieltheater umbauen. |
| 1995 | Fassadenrenovation: Wiederherstellung der ursprünglichen grauen Fassung auf drei Gebäudeseiten. |
| 2023–2025 | Umbau durch Therese und Andreas Ruch |

Text: Elisabeth Schneeberger
Fotos: Dominique Plüss
Fachwerk 2025