Mut zur Farbe
Bei der Instandsetzung der Bauernhausfassade wurde nicht die ursprüngliche Graufassung wiederhergestellt, sondern die bunte Heimatstilfassung aus der Zeit um 1930, die die jüngere Geschichte des Gebäudes repräsentiert.

Leuchtend bunte Farben, abgeschwächte Farben oder zurück zum edlen Grau? Vor dieser Entscheidung stand die Eigentümerschaft bei der Farbwahl für die Instandsetzung der Fassade ihres grossen Bauernhauses. Der Ständerbau war 1812/13 entstanden.
Wie es damals Mode war, wurde der Wohnteil grau gefasst. Man wollte so das Erscheinungsbild eines Massivbaus nachahmen. Um 1930 gab der Grossvater des jetzigen Eigentümers dem Gebäude mit einem mehrfarbigen Anstrich ein neues Gesicht. Die Bauherrschaft fällte bei der aktuellen Restaurierung den mutigen Entscheid, die bunte Heimatstilfassung als Teil der jüngeren Geschichte des Gebäudes zu erneuern, und zwar in den ursprünglichen satten Farben.
Der Maler orientierte sich beim neuen Anstrich – wiederum in Ölfarbe – am Befund: Die Konstruktionselemente sind sandsteinfarben, die Füllungselemente ockergelb und die Dekorationen in den Berner Standesfarben rot und schwarz gefasst. Das wertvolle Ortsbild von Niederösch ist um ein Glanzstück reicher.
Massnahmen
Instandsetzung Fassade Wohnteil, 2023
Bauherrschaft: Jürg und Sabine Studer
Handwerker: Malergeschäft Schertenleib, Ersigen
Denkmalpflege: Simon Haldi
Unterschutzstellung: Kanton 2023
Beiträge: Kanton (Denkmalpflege)
Das Baudenkmal in Kürze
Bauernhaus von 1812/13
Der beeindruckende Ständerbau unter Dreiviertelwalmdach entstand nach dem Dorfbrand von 1812. Aus der Zeit um 1930 stammt die differenzierte Farbfassung. Alle Bauteile, wie etwa die Zopfbüge oder die durchgehenden profilierten Fensterbänke, sind äusserst sorgfältig gestaltet. Die Hauptfront mit Bühnislaube weist eine dekorative Brüstungszone und eine mittige Haustür mit wulstigem Sturz auf. Konstruktiv bestehen grosse Ähnlichkeiten mit dem benachbarten Bauernhaus Dorfstrasse 27. Zusammen mit dem Stöckli Oeschstrasse 1 bildet das Bauernhaus eines der besterhaltenen Gehöfte des Dorfes in einer intakten, teils gepflasterten Umgebung mit Brunnen, Hostet und Nutzgarten mit Buchs-Parterres.
- Der beeindruckende Ständerbau unter Dreiviertelwalmdach entstand nach dem Dorfbrand von 1812 (Foto: Bahoz Issa).
- Der Maler orientierte sich beim neuen Anstrich am Befund: sandsteinfarbene Konstruktionselemente und ockergelbe Füllungselemente (Foto: Bahoz Issa).
- Der Maler orientierte sich beim neuen Anstrich am Befund: Dekorationen sind in den Berner Standesfarben rot und schwarz gefasst (Foto: Bahoz Issa).
Text: Elisabeth Schneeberger
Fotos: Bahoz Issa
Fachwerk 2024