Gehegt und gepflegt
Das Stadthaus von 1874 zeigt sich nach einer aufwendigen Instandstellung der Gebäudehülle frisch und authentisch. Die Arbeiten wurden sorgfältig und mit handwerklichem Können ausgeführt.

Das spätklassizistische Stadthaus ist ein Werk des Burgdorfer Architekten und Stadtbaumeisters Alfred Schaffner (1832–1892) und hat eine erstaunliche Geschichte. Ursprünglich war es als Reihenmiethaus mit vier Wohneinheiten und einem Tordurchgang im Mittelrisalit geplant, blieb jedoch ein Einzelbau. Bauherr war Heinrich Schiffmann-Fehr, Teilhaber der Käseexportfirma Fehr & Grieb und Vater von Heinrich Schiffmann, dessen faszinierende ethnologische Sammlung im Schloss Burgdorf zu besichtigen ist.
Die harmonische Erscheinung des einstigen Mehrfamilienhauses ist das Verdienst einer umsichtigen Pflege der Gebäudehülle und des Dachs. Sie ist aber auch das Ergebnis guter Zusammenarbeit zwischen der Eigentümerschaft und den Handwerkerinnen und Handwerkern. Gemeinsam wurde sorgfältig geprüft, was erhalten werden konnte und was ersetzt werden musste. So wurden Mauer- und Riegwerk der Strassen- und Gartenfassade Nord und Süd neu verputzt und gestrichen. Den Rundschindelrand an der Westfassade reparierte man und strich ihn mit passender Ölfarbe. Auch Fenster und Holzelemente wurden fachgerecht restauriert, fehlende Gläser ergänzt und das Dach mit nötigen Spenglerarbeiten instandgesetzt – inklusive Entfernung der alten Asbestplatten. In der letzten Umbauphase erfolgte nun noch die sorgfältige Renovation des Dusch- und Badbereichs. Dabei konnten historische Feinsteinzeug-Bodenplatten aus dem Bauteilelager der Denkmalpflege wiederverwendet werden.
Das Resultat ist eine authentische Einheit von Innen und Aussen und begeistert die Gäste des B&B, das im «Schiffmann-Haus» untergebracht ist.
Massnahmen
Instandstellung Dach, Fassade und Fenster, Bad, 2022–2025
Bauherrschaft: Christa und Roman Schönenberger
Architekten: Architekturbüro Jean-Luc Wagner, Burgdorf
Baufachleute (denkmalpflegerische Massnahmen): schreiner kilchenmann AG, Worb; Malergeschäft Schertenleib, Ersigen; Binz Daniel GmbH, Kräiligen (Spenglerarbeiten); Janitsch AG, Kirchberg; Bruno Kalt AG, Thunstetten (Bodenplatten); triwes Maler- und Gipserprofi, Burgdorf
Denkmalpflege: Simon Haldi
Unterschutzstellung: Kanton 2024
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Das Baudenkmal in Kürze
Wohnhaus von 1874
Dieses hohe, verputzte Wohnhaus ist ein qualitätvoller und weitgehend original erhaltener Vertreter des spätklassizistischen Miethauses, wie es sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Umfeld der sich rasch entwickelnden Stadt verbreitete. Die Strassenfassade ist sorgfältig gegliedert und ahmt mit ihrer feinen Holzarchitektur einen Steinbau nach: Ecklisenen, Gesimse, angedeutete Fensterbrüstungen und dekorative Dachkonsolen. Die Haustür mit Gusseisen-Gitter unterstreicht die hochwertige Ausführung. Rückseitig zeigt sich das Haus mit einer schlichten, verglasten Laube. An der Ostfassade schliesst sich das benachbarte Haus Nr. 12 an, während die westseitige Fassade kahl und mit Schindeln eingefasst ist – ein Hinweis darauf, dass ursprünglich eine geschlossene Bauweise geplant war.
Das harmonische Innere des einstigen Mehrfamilienhauses begeistert die Gäste des B&B im «Schiffmann-Haus» (Foto: Roland Juker).
Eigentümerschaft, Handwerkerinnen und Handwerker prüften gemeinsam sorgfältig, was erhalten werden konnte und was ersetzt werden musste (Foto: Roland Juker).
Mauer- und Riegwerk der Strassen- und Gartenfassade Nord und Süd wurden neu verputzt und gestrichen (Foto: Roland Juker).
Mauer- und Riegwerk der Strassen- und Gartenfassade Nord und Süd wurden neu verputzt und gestrichen (Foto: Roland Juker).
Text: Maria D’Alessandro
Fotos: Roland Juker
Fachwerk 2025