Rettung dank Schule!
Die jahrzehntelange Geschichte rund um die Rettung des Kocher-Büetiger-Hauses fand im Oktober 2024 mit der Einweihung einer Ganztagesschule in Büren an der Aare ihren Abschluss – und markierte zugleich die Wiedergeburt eines spätbarocken Wahrzeichens aus dem Jahr 1806.

Das Kocher-Büetigerhaus, ein imposanter Bauernhof mit Krüppelwalmdach, gehörte der angesehenen Familie Kocher, aus der auch der Nobelpreisträger Theodor Kocher stammte. Seit den 1990er Jahren vom Abriss bedroht, verfiel das unbewohnte Gebäude zusehends, bis 2021 ein vom Gemeinderat vorgestelltes Projekt für Schulräume in einer Volksabstimmung angenommen wurde.
Im Rahmen der Sanierungs- und Umbauarbeiten von 2022 bis 2024 blieb der Wohnteil erhalten. Der landwirtschaftlich genutzte Teil hingegen wurde inklusive Dachstuhl originalgetreu wiederaufgebaut. Dabei wurden intakte Holzelemente sorgfältig gereinigt, gebürstet und wiederverwendet. Heute beherbergt das Gebäude eine Ganztagesschule sowie mehrere Klassenzimmer. Ein zweigeschossiger Anbau im Norden vervollständigt das Ensemble.
Durch das umsichtige Bauprojekt wurde nicht einfach ein historisches Bauwerk gerettet: Vor allem wurde das Kocher-Büetiger-Haus in einen lebendigen und nützlichen Ort im Dienst der Bevölkerung verwandelt.
Massnahmen
Umnutzung zur Tagesschule, Anbau Nordwest, Erweiterung Parkplatzanlage, 2022–2024
Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Büren an der Aare
Architekten: graz architekten ag, Büren an der Aare
Baufachleute (denkmalpflegerische Massnahmen): Wirz Holzbau AG, Bern; Haus + Dekor, Innenausbau Kocher, Büren a. A.; Maler Gipser Steiner, Meinisberg; Groupe Egli AG, Biel; Rosa Fenster GmbH; Busswil b. B.; Seeland Dach GmbH, Büren a. A.; Sansoni AG | malen, strahlen, lackieren, Bettlach
Denkmalpflege: Nicolas de Wurstemberger
Unterschutzstellung: Kanton 2024
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Das Baudenkmal in Kürze
Bauernhaus «Kocher-Büetiger-Haus» von 1806
Das stattliche Bauernhaus mit seinem charakteristischen Viertelwalmdach und der schlichten Freibundkonstruktion stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Es ist weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Der massive Wohnteil an der Ostseite überzeugt durch qualitätvolle Details. Eine Laube im Obergeschoss ziert die Nordseite. Die Ostfassade ist schlicht gehalten, mit nur wenigen Fenstern und einem senkrecht verschalten Giebelfeld. Der grosszügige Ökonomieteil umfasst einen gemauerten Stall, teils in Backstein. Die Westseite zeigt eine nüchtern verputzte Mauerfläche. Der parallel zur Aarbergstrasse stehende Bau ist Teil der historischen Bebauung und markiert den östlichen Abschluss der ehemaligen bäuerlichen Siedlung Schüren.
Der landwirtschaftlich genutzte Teil wurde aus den gereinigten, gebürsteten und wiederverwendeten Holzelementen saniert und umgebaut (Foto: Patrick Besch).
Der massive Wohnteil an der Ostseite blieb bei den Sanierungs- und Umbauarbeiten erhalten (Foto: Patrick Besch).
Das historische Gebäude beherbergt heute eine Ganztagesschule und mehrere Klassenzimmer (Foto: Patrick Besch).
Der Dachstuhl des Bauernhofs mit Krüppelwalmdach wurde originaltreu wiederaufgebaut (Foto: Patrick Besch).
Text: Nicolas Jacot
Fotos: Patrick Besch
Fachwerk 2025