Hänsel und Gretel sind zurück im Speisesaal
Bei der Sanierung des ehemaligen Badegebäudes wurde ein längst vergessenes Wandbild von 1963 wiederentdeckt. Nach der Freilegung und Restaurierung ist das Märchenfresko der Künstlerin Verena Jaggi der Blickfang im frisch renovierten Speiseraum der Wohn- und Arbeitsstätte Brüttelenbad.

Bei Rückbauarbeiten im historischen Badegebäude machten Arbeiter eine verblüffende Entdeckung: Hinter einem Einbauschrank kam eine farbenfrohe Malerei zum Vorschein. Sie entpuppte sich als Teil eines Wandbildes, das mehr als 30 Jahren zugedeckt und völlig in Vergessenheit geraten war. Recherchen ergaben, dass die Künstlerin Verena Jaggi (1918–2000) das Wandbild mit Märchenmotiven 1963 für das damalige Mädchenerziehungsheim geschaffen hatte.
Die Malerei war bemerkenswert gut erhalten, obwohl ein Teil übermalt und durch den Einbau eines Liftschachts beschädigt worden war. Nur ein schmaler Streifen am rechten Bildrand fehlte.
Der Restaurator legte die Freskomalerei vorsichtig frei. Die Fehlstellen wurden nicht rekonstruiert, sondern nur dezent farblich angepasst. So bleibt der Unterschied zwischen Original und Ergänzung sichtbar. Der Märchen-Bilderbogen kann jedoch wieder als Ganzes erlebt werden. Der Fund ist eine grosse Bereicherung für den Speiseraum und das Glanzstück der sorgfältig instandgesetzten Anlage, die 2021–2022 um einen sorgfältig gestalteten Neubau ergänzt wurde.
Massnahmen
Instandsetzung Hauptgebäude, 2023–2025; Restaurierung Wandbild, 2025
Bauherrschaft: Förderverein Brüttelenbad
Architekten: spaceshop Architekten GmbH, Biel
Restauratoren: Alain Fretz, Péry
Denkmalpflege: Michèle Bless, Elisabeth Schneeberger
Unterschutzstellung: Kanton 1991
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID); Gönnerinnen und Gönner
Das Baudenkmal in Kürze
Ehemaliges Badegebäude von 1737, heute Teil der Wohn- und Arbeitsstätte Brüttelenbad
Das ehemalige «Badhaus zu Brüttelen» erlebte seine Glanzzeit zwischen 1825 und 1870. Anschliessend beherbergte es verschiedene soziale Einrichtungen, unter anderem das kantonale Mädchenerziehungsheim und Waisenhaus. Seit 1989 bietet die Liegenschaft Wohnraum und Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen. Der langgestreckte Putzbau unter Viertelwalmdach weist eine regelmässige Fassadengliederung mit dekorativ gestalteter Portalachse auf. Um 1830 wurde das Gebäude auf der Westseite verlängert. Im Osten steht quer dazu ein Anbau von 1929/31. Er ist durch einen niedrigeren Verbindungstrakt mit drei Rundbogenöffnungen mit dem Hauptgebäude verbunden. Das Innere wurde mehrfach umgebaut, im Untergeschoss sind jedoch noch Reste der ursprünglichen Raumstruktur erhalten. Vor dem Haupteingang befindet sich eine Eisenplastik in Form eines Wasserspiels von Ernst Jordi aus dem Jahr 1991. Das Gebäude ist der zentrale Bau der historischen Anlage mit sozialgeschichtlicher Bedeutung.

Text: Elisabeth Schneeberger
Fotos: Alain Fretz, Joel Schweizer
Fachwerk 2025