Schlichtes Bauernhaus mit reicher Geschichte
Anders als bei vielen Bauten des 18. Jahrhunderts findet man an diesem Bauernhaus keine aufwendigen Dekorationen. Es überzeugt durch seine einfache und zweckmässige Bauweise. Eindrücklich ist das imposante Schindeldach, das vor Kurzem saniert wurde.

Das um 1790 erbaute Bauernhaus präsentiert sich in der für die Region typischen Mischbauweise mit zwei Stuben. Im Gegensatz zu vielen Bauten des 18. Jahrhunderts verzichtete man hier auf verspielte, dekorative Elemente. Stattdessen überzeugt die schlichte Zimmermannsarbeit durch ihre Zweckmässigkeit. Die Giebelfront wirkt ruhig und geschlossen, die Konsolen sind einfach geformt, die kantigen Laubenpfosten nach oben und unten verjüngt.
Ein besonderes Highlight ist der vollständig erhaltene Stubenring aus der Bauzeit. Die tragenden Holzteile wurden sorgfältig bearbeitet und zeigen noch heute feine Hobelspuren. Auch die datierten Butzenscheiben von 1796 und originale Fensterläden sind teilweise noch erhalten. Zusammen mit der Scheune von 1794 bildet das Haus ein wertvolles bäuerliches Ensemble.
Das grosse Schindeldach – in seiner Dimension eher ungewöhnlich – wurde kürzlich sorgfältig saniert, mit handwerklichem Können und Liebe zum Detail. Für die «Schipfi» wählte man Fichtenholz aus der Region – eine nachhaltige Wahl, da Lärchenholz, das für Schindeldächer auch oft verwendet wird, hier nicht vorkommt.
Massnahmen
Sanierung Schindeldach, 2024/25
Bauherrschaft: Regine Bitter-Müller, Neuchâtel; Mariette Müller, Paris; Jacques Müller, Estavayer-le-Lac
Baufachleute (denkmalpflegerische Massnahmen): Brand Bedachungen, Spiez (Schindeldach); Teuscher Holzbau AG, Boltigen
Denkmalpflege: Daniel Carvalho de Seixas
Unterschutzstellung: Kanton 1991
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Das Baudenkmal in Kürze
Bauernhaus, um 1790
Dieses Bauernhaus in regionaltypischer Mischbauweise ist zwei Zimmer breit und steht auf einem Hangsockel. Es zeigt schlichte, funktionale Zimmermannsarbeit, weg vom verspielten Stil des 18. Jahrhunderts. Die Giebelfront ist flächig, die Konsolenprofile wirken ruhig, die Laubenpfosten sind kantig und nüchtern. Bemerkenswert ist der vollständig erhaltene Stubenring mit abgefasten Ständer- und Binderhölzern und durchgehende, einfach und doppelt geführte Hobelzüge. Datierte Butzenscheiben von 1796 und originale Brettläden sind teilweise noch vorhanden. Der hervorragend erhaltene Bau ist ein konsequenter Vertreter seiner Stilrichtung. Zusammen mit der Scheune von 1794 bildet er ein herausragendes bäuerliches Gebäudepaar in der Streusiedlung Ruere.
Zusammen mit der Scheune von 1794 bildet das Haus ein wertvolles bäuerliches Ensemble. (Foto: Christian Helmle).
Der offene Dachraum wird durch ein kleines, vom Schindelmacher eigens gefertigtes Oblicht belichtet (Foto: Christian Helmle).
Statt Lärchenholz wählte man regionales Fichtenholz für die Schindeln (Foto: Christian Helmle).
Der Bretterkamin ist vollständig erhalten (Foto: Christian Helmle).
Text: Doris Sommer
Fotos: Christian Helmle
Fachwerk 2025