Von ein paar Farbspuren zur bemalten Fassade
Das imposante Bauernhaus im Streusiedlungsgebiet Beret zeugt von handwerklichem Können und regionaler Bautradition. Bei der aktuellen Sanierung der Fassade entdeckte der Restaurator zahlreiche Elemente der ursprünglichen Dekoration.

An der Fassade waren mit blossem Auge nur noch wenige Reste der ursprünglichen Malerei zu erkennen – vor allem bei den Blockkonsolen und bei der zweigeteilten Antiqua-Inschrift. Im Rahmen der aktuellen Sanierung konnte der Restaurator jedoch viele weitere Teile der alten Bemalung entdecken und mithilfe von Streiflicht-Fotos dokumentieren.
Die Bemalung stammt aus den Jahren 1694/1696 und gehört stilistisch zum sogenannten Kalligraphenstil, der Schreibkunst und Ornamentik verbindet: Neben aufwendig verzierten Inschriften finden sich sowohl einfache Sternformen als auch komplex gefüllte Kreisornamente oder Rosetten und Vasensprossen mit variantenreichen Blütenformen.
Ende des 17. Jahrhunderts wurde die bis dahin übliche Farbpalette aus Rot und Schwarz um Grün und Weiss erweitert. Der Restaurator konnte allerdings am Haus im Beret nur Farbreste in Rot, Schwarz und Grün nachweisen. Daher stellte sich die Frage, ob Weiss ursprünglich tatsächlich verwendet wurde. Interessanterweise ist gerade dies die erste Farbe, die aufgrund von Wettereinflüssen nicht mehr sichtbar ist. Bei einigen Motiven – wie dem mit dem Zirkel gezeichneten Sternmuster – konnte die Bauforschung Weiss als vierte Farbe jedoch belegen. Man entschied sich deshalb, alle vier Farben – Rot, Schwarz, Grün und Weiss – zu verwenden. Nun zeigt sich das ehemalige Bauernhaus wieder in seiner ursprünglichen Farbenpracht – ein echter Blickfang.
Massnahmen
Restaurierung Fassadenmalereien, 2022–2025
Bauherrschaft: Barthlome Imobersteg
Restauratoren: Barthlome Imobersteg
Baufachleute (denkmalpflegerische Massnahmen): Teuscher Holzbau AG, Boltigen; Rösti Bau AG, Boltigen
Denkmalpflege: Fabian Schwarz
Unterschutzstellung: Kanton 2017
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Das Baudenkmal in Kürze
Bauernhaus, 2. Hälfte 17. Jahrhundert
Das Gebäude ist ein typisches Beispiel für die regionale Mischbauweise und überzeugt durch sein original erhaltenes Volumen. Besonders auffällig ist das weit auskragende Satteldach auf Blockkonsolen. Die Fassade ist mit Würfelfriesen in verschiedenen Grössen und einer aufwendigen Bemalung aus den Jahren 1694/1696 dekoriert. Sie gehört stilistisch zum sogenannten Kalligraphenstil, der Schreibkunst und Ornamentik verbindet. Die zweizeilige Antiqua-Inschrift nennt weder den Bauherrn noch den Zimmermeister – ein ungewöhnliches, aber bemerkenswertes Detail. Vermutlich im 20. Jahrhundert wurde das Gebäude durch einen Ökonomieteil mit Querfirst erweitert, zudem versetzte man den ursprünglich traufseitigen Laubenaufgang an die Giebelseite. Seine erhöhte Lage auf einer Hangterrasse über der Strasse sowie der hohe Kellersockel verleihen dem Bau eine besonders markante Erscheinung. Er ist Teil des qualitätvollen Streusiedlungsgebiets Beret und zeugt von handwerklichem Können und regionaler Bautradition.
Das Gebäude ist ein typisches Beispiel für die regionale Mischbauweise und überzeugt durch sein original erhaltenes Volumen (Foto: Barthlome Imobersteg).
Stilistisch gehört die Bemalung zum Kalligraphenstil, der Schreibkunst und Ornamentik verbindet (Foto: Barthlome Imobersteg).
Komplex gefüllte Kreisornamente oder Rosetten und Vasensprossen mit variantenreichen Blütenformen zieren die Fassade des Bauernhauses (Foto: Barthlome Imobersteg).
Text: Fabian Schwarz
Fotos: Barthlome Imobersteg
Fachwerk 2025