Vom Hotel zum Mietshaus
Das Mietwohnhaus am Juraplatz hat eine spannende Geschichte. Bei der Sanierung der Wohnungen entdeckte man, dass sich die grosse Felderdecke im Obergeschoss sogar über mehrere Räume erstreckt: Sie gehört wohl zu einem Saal aus der Bauzeit des Hotels.

Das «Hotel du Jura» entstand um 1835 am damals zentralen Verkehrsknotenpunkt von Biel. Die Lage war ideal, um die vielen Stadtbesucherinnen und -besucher, die oft mit der Postkutsche anreisten, in Empfang zu nehmen. Seit dieser Zeit prägt das markante klassizistische Gebäude den Zugang in die Untergasse der Bieler Altstadt. Nach dem Bau des Bahnhofs verlagerten sich die Reisewege und das Hotel verlor an Bedeutung. Es wurde zum Mietwohnhaus umgebaut.
Bei der jüngst durchgeführten Sanierung mehrerer Wohnungen im ersten und zweiten Obergeschoss blieben die historischen Raumstrukturen weitgehend erhalten. Spektakulär war die Entdeckung einer grossen Felderdecke, die vermutlich von einem Saal aus der Bauzeit des Hotels stammt. Sie hatte den Einbau der Wohneinheiten überdauert und konnte nun erfreulicherweise restauriert werden. Die gelungene Sanierung brachte den stilvollen Charme der Räume wieder zum Vorschein.
Massnahmen
Innensanierung 1. und 2. Obergeschoss, 2023–2025
Bauherrschaft: Barbara Ehrbar und Thomas Sauter
Architekten: 0815 architekten, Biel/Bienne
Restauratoren: Hans-Jörg Gerber, Nidau
Handwerker: FARB AM BAU, Barbara Schwärzler, Biel/Bienne (Farbkonzept); Rosa Fenster GmbH, Busswil bei Büren; Ramos CMT Sàrl, Biel/Bienne (Boden- und Wandbeläge Keramik); Thomas Hartmann Möbelschreinerei, Diesse (Bodenbeläge Holz); Gemöbel Schreinerei und Möbelbau Gertsch, Kappelen; S+F Holzbau GmbH, Recherswil; Giampani Sàrl, Biel/Bienne (Gipserarbeiten)
Denkmalpflege: Nicolas de Wurstemberger
Unterschutzstellung: Kanton 2006
Denkmalpflege: Kanton 2006
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Das Baudenkmal in Kürze
Ehem. Gasthof «Zum Jura», um 1835
Das Gebäude am Juraplatz markiert den Zugang zur unteren Altstadt. Der ehemalige Gasthof verfügte bis 1874 über eine Postkutschenstation. Um 1860 kam ein Ladenvorbau dazu, der später erneuert wurde. Im Jahr 1893 folgte ein markanter Terrassenaufbau. Heute wird das stattliche Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus genutzt. Der Kopfbau im Stil des Spätklassizismus besticht durch seine klar gegliederten Fassaden mit Ecklisenen. Sie prägen das Erscheinungsbild der unteren Altstadt wesentlich und sind architektonisch und kunsthistorisch von grosser Bedeutung. Zur Untergasse hin betont ein grosser Balkon mit schlichtem Biedermeiergitter die Mittelpartie. Charakteristisch sind die Rundbogenfenster und -türen mit dekorativen Sprossen im Erdgeschoss. Zum Juraplatz hin sticht das kunstvoll gearbeitete Terrassengitter über dem Ladenvorbau ins Auge. Ein schöner Hof in Richtung Obergasse rundet die Anlage ab.
Das markante klassizistische Gebäude prägt den Zugang in die Untergasse der Bieler Altstadt (Foto: Sabine Affolter).
Spektakulär war die Entdeckung einer grossen Felderdecke, die vermutlich von einem Saal aus der Bauzeit des Hotels stammt (Foto: Sabine Affolter).
Die gelungene Sanierung brachte den stilvollen Charme der Räume wieder zum Vorschein (Foto: Sabine Affolter).
Text: Alexander Kobe
Fotos: Sabine Affolter
Fachwerk 2025