«Das Ziel jeder Weiterentwicklung muss sein, Stärken zu stärken und Schwächen zu schwächen.»

Martin Eggenberger, Sie sind Raumplaner und Architekt. Was macht einen Ort aus?
Ein Ort ist ein lokalisierbarer und bestimmter Platz, ein Platz mit einer Bestimmung. Er kann mich exponieren oder mir Geborgenheit vermitteln. Die Raumqualität ist dabei wesentlich. Ich fühle mich wohl, wenn die Proportionen stimmen, Fassaden und Nutzungen definiert sind und etwas über das Leben an dem Ort erzählen – das heutige und das Leben unserer Ahnen. Historische Bauten tragen dazu bei, dass ich mich heimisch fühle.
Haben Sie «Lieblingsorte»?
Einer meiner Lieblingsorte ist der Hirschengraben in Bern. Hier finde ich alle benannten Elemente in stimmigem Zusammenspiel: Stadt, gefasster Raum, wohlproportionierte Fassaden, die Bodenoberflächen sind für die Menschen angenehm, Baumgruppen fassen den Raum auch zum Himmel hin und geben Schatten. Hier findet das Leben statt, ist der Verkehr präsent, aber gezähmt.
In welche Richtung gehen die aktuellen gesellschaftlichen und baulichen Entwicklungen?
Unsere Siedlung ist nicht überall mit Liebe gebaut worden. Wir erleben also die unglaubliche zweite Chance, unsere Siedlung besser zu gestalten. Dichter und gleichzeitig mit mehr Qualität. Das ist eine enorm spannende Aufgabe. Wir können die Themen des Ortes verstärken. Ist das nicht ein Traum? Jede
Gemeinde sollte den eigenen Ort kennen, seine Qualitäten, seine ganz eigene Ausstrahlung, aber auch seine Schwächen. Wir sollten das Ziel anstreben, die Stärken zu stärken und die Schwächen zu schwächen, und dafür die richtigen Massnahmen einsetzen. Wir wissen inzwischen sehr gut, wie das geht. Packen wir es an – zielorientiert und mit einer Steigerung der Qualität mit jedem Schritt.
Zur Person
Martin Eggenberger, dipl. Architekt und Raumplaner ETH und Erwachsenenbildner SVEB, ist Experte bei Espace Suisse, in Fachausschüssen oder Kommissionen. Er ist Gründer und Inhaber des Büros BfO Ortsentwicklung GmbH, Solothurn.

Text: Redaktionsteam
Fotos: zvg, Dominique Plüss
Fachwerk 2025