Heiraten im Rathaussaal
Der Saal im Aarberger Rathaus wurde sorgfältig saniert und an die heutigen Ansprüche angepasst. Sein einheitliches Erscheinungsbild blieb bewahrt, alle Neuerungen fügen sich diskret und stilvoll ein.

Der holzverkleidete Saal im ersten Stock ist das Herzstück des Aarberger Rathauses am Stadtplatz. Seine heutige Gestaltung stammt von 1921, als der spätmittelalterliche Bau um das westseitige Nachbarhaus erweitert wurde.
Nach der Sanierung entspricht der Raum den heutigen Ansprüchen und hat seine einheitliche Erscheinung bewahrt. Boden, Wände und Decken wurden sorgfältig aufgefrischt und wo nötig geflickt. Technische Neuerungen wie Beamer, Leinwand, Lautsprecher und Belichtungssystem ordnen sich dank der umsichtigen Planung durch die Innenarchitektin harmonisch ein. Rollkorpusse dienen wahlweise der flexiblen Lagerung der restaurierten Stühle von 1921, als Magnetwand oder als Garderobenständer.
Unter dem Täfer versteckt schlummern die Reste einer kostbaren Grisaille-Malerei aus dem 17. Jahrhundert: Sie sind 2016 zusammen mit einem Wandtresor zum Vorschein gekommen und bleiben weiterhin gut gesichert erhalten. Mit minimalen Eingriffen erreichten Stadt und Architektenteam das Maximum. In Aarberg wird weiterhin stilvoll geheiratet.
Massnahmen
Renovierung Rathaussaal, 2023
Bauherrschaft: Einwohnergemeinde Aarberg
Architekten: Form + Raum Hofer AG, Bern, Barbara Hofer Brogini
Restauratoren: Fischer & Partner AG Restauratoren, Bern
Handwerker: Willy Marti Holzbau AG, Kallnach; OptiMaler, Bern; Thomas Hartmann, Diesse (Parkettboden); Elektro Glanzmann AG, Aarberg (Beleuchtung); Radio TV Kohler AG, Aarberg
Denkmalpflege: Nils Wimmer
Unterschutzstellung: Kanton 2002
Beiträge: Kanton (Lotteriefonds/SID)
Das Baudenkmal in Kürze
Rathaus von 1817, mit spätgotischem Kern
In seiner Funktion als Rathaus besteht das Gebäude in der nordwestlichen Häuserzeile am Stadtplatz seit 1496. Früher waren darin auch ein Kornlager und zeitweilig eine städtische Backstube, die Schule und eine Pinte untergebracht. 1817 erhielt der spätmittelalterliche Bau eine spätbarocke Sandsteinfassade mit Stichbogenöffnungen, skulptiertem Stadtwappen, gefugten Ecklisenen und durchlaufenden Fensterbankgesimsen. Das Uhrtürmchen wurde dem Rathaus 1847 beigefügt, es gehörte vorher zum Waaghaus in der Mitte des Platzes. 1921 wurde das Rathaus um das westseitige Nachbarhaus erweitert. Dabei legte man die beiden Treppenanlagen zusammen und veränderte die Grundrisse. Die meisten Räume wurden neu ausgestattet. Der Rathaussaal, das Herzstück des Hauses, liegt im 1. Obergeschoss und nimmt seit dem Umbau 1921 die gesamte Fläche des mittelalterlichen Gebäudes ein. Auch die Gestaltung des grossen, holzverkleideten Saals geht weitgehend auf diese Bauphase zurück, Boden, Wandtäfer und Decke von 1817 sind im älteren Teil noch vorhanden sind. Die Demontage einiger Täferpaneele förderte 2016 Restbestände früherer Ausstattungen und einen Wandtresor zutage.
- Der holzverkleidete Saal im ersten Stock entspricht nach der Sanierung den heutigen Ansprüchen (Foto: Bauabteilung Aarberg).
- Unter dem Täfer versteckt schlummern die Reste einer kostbaren Grisaille-Malerei aus dem 17. Jahrhundert (Foto: Hans-Peter Würsten).
- Der Wand-Tresor ist ebenfalls unter dem Täfer zum Vorschein gekommen (Foto: Hans-Peter Würsten).
Text: Barbara Frutiger
Fotos: Bauabteilung Aarberg, Hans-Peter Würsten/Denkmalpflege, Stefan Weber
Fachwerk 2024